Hier wird es gerade ein klitzekleines bisschen ruhiger, die letzten Hochzeiten stehen vor der Tür. Zeit sich mal kurz in den Urlaub zurückzuträumen:
Juli. Ein langer Sommer im Süden liegt vor uns.
Meine Begleiter auf den beiden ersten Etappen der Reise: unser Jüngster und meine vor einigen Monaten erstandene Contax 645 – und viele Filmrollen. Zwei Wochen nur für uns drei, die Amalfiküste und Rom.
(Papa und besten Mann der Welt trafen wir später in Portugal.)
Ein bisschen nervös war ich schon: Was wird uns außer den Erinnerungen im Kopf als Bilder bleiben? Was es zu gewagt, nur die analoge Kamera einzupacken und das iphone für die kleinen Momente zwischendurch? Als ich die Bilder aus dem Labor zurück bekam, war ich so begeistert, dass ich ganz ganz ganz sicher einmal eine Hochzeit nur analog fotografieren werde. Und dann noch eine und noch eine 😀
Erste Station: Süditalien.
Was erwartet die Hochzeitsfotografin im Urlaub? Eine Traumhochzeit. Gleich am ersten Abend in unmittelbarer Nähe unserer Ferienwohnung. Diesmal genieße ich aus der Ferne, beneide gleichzeitig den Fotografen, der all diese wunderbaren Fotos machen darf, schnappe mir mein Buch und setze mich einfach mal hin.
Am ersten Tag flitzen wir mit unserem kleinen Mietwagen die Amalfiküste entlang. Wir genießen die unzähligen unbeschreiblichen Aussichten. (Ich mit Kamera auf der Plattform stehend, Sohn im Auto sitzend).
Die steilen Treppen in Positano erklimmen wir gemeinsam. Danach gibt es ein Eis als Belohnung für uns beide. Wieviele verschiedene Eisdielen wir in diesem Urlaub wohl erkundet haben? (Als die beste haben wir eine Gelateria in Sorrent gekürt. Und es war nicht die Gelaterie Davide, zu der einen alle Reiseführer schicken! Haben wir auch probiert, mochten wir nicht 😉 )
Irgendwann zwischendurch muss ich versehentlich die Filmkassette geöffnet haben… Der Effekt ist gar nicht schlecht.
Neuer Film, neues Glück…
Wir machen Spaziergänge vorbei an Eidechsen, Olivenbäumen, Grillenzirpen. Zwischendurch werden Lesepausen eingelegt.
Was noch? Wir bleiben mit dem Wagen in einer engen Gasse stecken und brauchen lange (sehr lange) um uns daraus zu befreien (Abenteuerurlaub mit Mama…), wir bummeln, natürlich, durch Klamottenläden. Finn ist anfangs begeisterter Styleberater. Später hilft nur noch die Aussicht auf ein großes Eis.
Eine Bootsfahrt durch die Grota Esmeralda machen wir und hören danach gar nicht mehr auf uns gegenseitig von diesem ganz unbeschreiblichen Türkis zu erzählen.
Mehrere Cafés täglich suchen wir auf, um leckerste Panini zu essen.
Wir besuchen Kirchen. Lassen den Trubel der Straßen (es ist ja tatsächlich immer so schön trubelig, wie man Italien eben kennt: Stimmengewirr, laut knatternde Mopeds, noch lauter hupende Autos) hinter uns und hören: Stille.
Auch die Fähre nach Ischia (so eine schöne Insel!!!) nehmen wir, besuchen Freunde, springen jeden Tag unzählige Male in den Pool. Ans Meer gehen wir tagsüber sehr schnell nicht mehr. Einmal muss man ihn vielleicht erlebt haben den Kampf um einen freien Platz für das Handtuch, danach sieht uns das Meer immer erst abends. Aber erst nach dem Aperitivo.
Und eines abends stehe ich endlich sprachlos mit Blick auf den Golf von Sorrent. Sonnenuntergang. Und in mir das Lied, das mich hierher brachte – Caruso:
Qui dove il mare luccica
e tira forte il vento
su una vecchia terrazza
davanti al golfo di Surriento
un uomo abbraccia una ragazza
dopo che aveva pianto
poi si schiarisce la voce
e ricomincia il canto.
Während meines Studiums und Jahre danach hatte ich es ständig gehört. Und davon geträumt, irgendwann einmal an die Amalfiküste zu fahren und die Sonne über dem Golf von Sorrent versinken zu sehen. Ein großes ungläubiges Gefühl, wenn man einen Traum nach so vielen Jahren Wirklichkeit werden lässt.
Dass Sohnemann den Sonnenuntergang in Massa Lubrense langweilig findet und seiner Freundin als romatisches Event später lieber einmal eine Grottenfahrt schenken möchte: sei’s drum. Meine Contax genießt mit mir :-).
Und nun ratet mal, was hier gerade auf Spotify läuft? 😉
Nächste Etappe: Rom. In Schwarz-weiß.